Für eine pan-afrikanische Agenda in Deutschland

Übersetzung der auf hoodcommunist.org veröffentlichen Erklärung „Building a Pan-African Agenda in Germany“

Über die Bedingungen unseres Kampfes in Deutschland

Am 26. September fanden in Deutschland Bundestagswahlen statt. Im Vergleich zu den europäischen Nachbarn Frankreich und Großbritannien ist die Beziehung Deutschlands zu Afrika kaum bekannt. Dennoch kontrollierte Deutschland einst das drittgrößte Kolonialreich, welches das heutige Namibia, Tansania, Burundi, Ruanda, Kamerun und Togo umfasste.

Der Rassismus in Deutschland hat nicht erst mit den Nazis und Hitler begonnen. Es existiert eine Kontinuität der deutschen Profite durch transatlantische Versklavung, Völkermord und Kolonialismus in Afrika bis hin zum heutigen Imperialismus und der staatlichen Unterstützung des faschistischen Terrors.

Die afrikanische Bevölkerung in Deutschland zählt heute ca. 1-2 Millionen Menschen und wächst stetig. Unsere Leute werden aufgrund ihrer Nationalitäten, Religionen, Sprachen, politischen Ideologien und anderer Identitäten in verschiedene Gruppen zugeordnet und gespalten, was der jahrhundertealten Strategie von „Teile-und-Herrsche“ geschuldet ist.

Deutschland als neokoloniale Macht

Als derzeit mächtigstes europäisches Land verfolgt der deutsche Imperialismus seine neokolonialen Interessen überall auf der Welt. In Afrika unterstützt er aktiv den französischen und den US-Imperialismus, da dies ihrem gemeinsamen Interesse an der fortgesetzten Ausbeutung und Unterdrückung Afrikas dient.

Die militärische Präsenz der USA in Afrika wird seit 2008 von AFRICOM (United States Africa Command) koordiniert. Ursprünglich sollte das AFRICOM-Hauptquartier auf dem afrikanischen Kontinent angesiedelt werden. Da sich jedoch alle potenziellen Länder weigerten, AFRICOM aufzunehmen, befindet sich das Hauptquartier in Stuttgart, Deutschland. Von hier aus werden die 46 Militärbasen (Stand 2020) und zahlreiche imperialistische Militäroperationen und Putsche in Afrika gesteuert.

Gleichzeitig unterstützt Deutschland kontinuierlich den französischen Neokolonialismus und verkündet immer wieder stolz, dass der europäische Krieg gegen Migration mitten in Afrika weiter ausgebaut wird. Der größte Auslandseinsatz der Bundeswehr hat seinen Schwerpunkt in Mali, ist aber auch in Niger sowie in Mauretanien, Tschad und Burkina Faso besonders aktiv. Offiziell sind rund 1100 deutsche Soldaten im Rahmen der MINUSMA-Mission in Mali stationiert. MINUSMA ist eine sogenannte UN-Friedensmission. Neben schwer bewaffneten Soldaten und Polizisten trägt Deutschland auch Kampfpiloten, Drohnen und Panzer zu diesem „Frieden“ bei. Darüber hinaus sind rund 600 deutsche Soldaten offiziell mit der EU-Mission EUTM an der neokolonialen Besetzung des Landes beteiligt. Hinter EUTM verbirgt sich eine sogenannte EU-Ausbildungsmission, die auf die Ausbildung und Beratung des malischen Militärs ausgerichtet ist. Die europäischen Imperialisten geben vor, sich für die „Sicherheit und Stabilität des Landes“ einzusetzen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, wie regionale Instabilität und Militärputsche beweisen. Die deutschen, europäischen und westlichen Interessen beruhen auf einer unbegrenzten Ausbeutung der Ressourcen und der Wahrung ihrer wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen. Sie sind verantwortlich für die direkte und indirekte Unterwerfung und Ausbeutung von Land, Ressourcen und die Unterdrückung der Bevölkerung.

Deutschland muss für Kolonialverbrechen und Völkermord bezahlen!

Deutschlands imperialistische Agenda spiegelt sich darin, wie es versucht, die Tatsache, dass es den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts begangen hat, durch eine verlogene PR-Kampagne der Schein-Reparationen zu missbrauchen:

Von 1904-1908 beging der deutsche Staat im heutigen Namibia einen brutalen Völkermord und schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ziel der Deutschen war es, die einheimische Bevölkerung, die Ovaherero und Nama, vollständig auszurotten. Bei diesem Völkermord raubten, folterten, versklavten, vergewaltigten und mordeten die Deutschen systematisch, sie setzten Eugenik (Menschenversuche) und Konzentrationslager ein. Seit Jahrzehnten kämpfen die Nachfahren der Ovaherero und Nama, von denen bis zu 100.000 systematisch von deutschen Soldaten ermordet wurden, für Gerechtigkeit und die Anerkennung des Völkermordes. Nur aufgrund dieses heroischen Kampfes musste die deutsche Regierung, nachdem sie den Völkermord immer wieder geleugnet hatte, ein sogenanntes „Versöhnungsabkommen“ mit dem Staat Namibia aushandeln.

Das Abkommen von 2021, das die deutsche Regierung Namibia aufzwingen will, ist kein Beitrag zur Gerechtigkeit! Es ist nichts weiter als eine Täuschung und ein Ausdruck des Neokolonialismus und der Heuchelei Deutschlands. Während die Verhandlungen über die Köpfe der überlebenden Gemeinschaften hinweg geführt wurden, wurde dieses Abkommen der namibischen Regierung aufgezwungen und die Regierung mit sogenannter Entwicklungshilfe gekauft. Damit will sich Deutschland seiner Verantwortung entziehen und keine Reparationen für den Völkermord und alle Verbrechen zahlen, die es begangen hat und deren Folgen bis heute andauern. Gleichzeitig spielt Deutschland die Regierung von Namibia mit der Strategie des „Teile-und-Herrsche“ gegen die Ovaherero und Nama aus. Die seit Jahrhunderten andauernden imperialen und kolonialen Verbrechen Deutschlands und Europas, die direkt zum europäischen Holocaust führten, werden bis heute nicht anerkannt und beendet.

Deutschland, geführt von einem bekannten rassistischen Folterer und Mörder

Der deutsche Staat und die Wirtschaft sind nach wie vor gespickt mit gewalttätigen weißen Rassisten, die in der bürgerlichen Politik immer mehr Einfluss gewinnen. Dies ist jedoch nichts neues, und die offen rassistischen Elemente innerhalb des Staatsapparates sind bei weitem nicht die einzige Bedrohung für die in Deutschland lebenden Afrikanischen Menschen:

In diesem Jahr gedachten wir des zehnten Jahrestages der Ermordung von Christy Schwundeck und des zwanzigsten Jahrestages der Ermordung von N’deye Mareame Sarr. Beide waren Afrikanerinnen, die von der rassistischen, deutschen Polizei brutal angegriffen und getötet wurden. Ein weiteres Todesopfer rassistischer staatlicher Gewalt in Deutschland ist Achidi John, ein afrikanischer Geflüchteter, der im Dezember 2001 in Hamburg zu Tode gefoltert wurde. Der für den Mord an Achidi John direkt verantwortliche Politiker ist Olaf Scholz – der diesjährige Spitzenkandidat der so genannten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Als Innensenator hatte er die Zwangsanwendung von Brechmitteln gegen Menschen eingeführt, die als „Drogendealer“ stigmatisiert und verfolgt werden – meist Afrikaner. Nach der brutalen Ermordung von Achidi John und dem öffentlichen Aufschrei unterstützten Olaf Scholz und seine Partei weiterhin den Einsatz von Brechmitteln, obwohl dies juristisch als Foltermethode eingestuft wurde. Nach den jüngsten Bundestagswahlen wird Olaf Scholz, ein hochgradig korrupter und verlogener Rassist, höchstwahrscheinlich der neue Bundeskanzler werden und die politische Führung des deutschen Imperialismus übernehmen.

Organisiert euch für die komplette Befreiung und Vereinigung Afrikas!

Dies zeigt die Dringlichkeit, warum wir alle Afrikaner*innen in Deutschland und auf der ganzen Welt aufrufen, sich zur Selbstverteidigung und für die totale Befreiung und Vereinigung unseres Mutterlandes Afrika zu organisieren. Auch wenn wir den Wunsch der afrikanischen Gemeinschaften verstehen, in den offiziellen Regierungsgremien wie dem Deutschen Bundestag vertreten zu sein, wissen wir mit Blick auf die Vereinigten Staaten, dass mehr Repräsentation („schwarze Gesichter in hohen Positionen“) die Widersprüche eines tief rassistischen Systems nicht löst. Um eine vollständige Befreiung zu erreichen, müssen wir uns in unabhängigen afrikanischen Organisationen zusammenschließen.

Dieses Jahr wurde ein deutschlandweites Bündnis Schwarzer Organisationen gegründet, um den African Liberation Day zu feiern. Für das nächste Jahr planen wir eine zentrale Aktion sowie weitere Aktivitäten, um den afrikanischen Befreiungskampf in Deutschland voranzutreiben. Als Land in der Mitte der alten, europäischen Bestie, dem Ort, an dem 1885/1885 die bis heute bestehende koloniale Aufteilung Afrikas errichtet wurde, sind die Beiträge der in Deutschland lebenden Afrikaner*innen von strategischer Bedeutung.

Beteiligt Euch bei einer Organisation, die für unsere Leute kämpft!

Beteiligt Euch am Bündnis „25. Mai“, damit wir uns zusammen für die Befreiung Afrikas einsetzen können!